Jo Bohnsack
Wann immer Jo Bohnsack auf die Bühne kam, war Stimmung garantiert. Mit seinen New Orleans-Powerrhythmen, seiner Klavierkraft und seiner salzwassergespülten Bluesstimme zog er das Publikum unwiderstehlich in den Bann. Er war eine naturgewaltige Rampenerscheinung, stets bestgelaunt zelebrierte er den Blues und den Boogie Woogie in seiner ganz persönlichen Mischung aus Ray Charles-Klassikern und Champion Jack Dupree-inspirierten Eigenkompositionen. Wenn jemand Bluespiano auch als Entertainment präsentieren konnte, dann war das „Bohne“.
Zeitlebens seiner Geburtsinsel Sylt verbunden, war er ein musikalisches Aushängeschild seiner Heimat. 1978 traf ich ihn zum ersten Mal bei den „Weltfestspielen des Jazz“ in Westerland. Nicht lange, und ich sah ihn in Hamburg wieder. Jo wurde Mitglied der Hamburger Boogie Woogie- und Bluesgemeinschaft, Poldi Eidenhammers „Sperl“ seine musikalische Wirkungsstätte, in der er sich mit Vince Weber, Joja Wendt und vielen anderen allnächtliche Pianoschlachten lieferte.
Besonders der Barrelhouse-Stil von Champion Jack Dupree aus New Orleans hatte es ihm angetan, und die Freundschaft mit Jack wurde zu seiner lebenslangen Inspiration, ebenso wie die Voodoo-Blues von „Doctor John“ Mac Rebennack. Jo war in Europa unterwegs, aber auch in Mexiko oder Indonesien trat er auf.
Als Vince Weber und ich gemeinsam mit Poldi Eidenhammer am 8.8.88 unsere erste „Hamburg Boogie Woogie Connection“ in der Fabrik auf die Bühne brachten, war Jo Bohnsack selbstverständlich mit von der Partie. Sein von tiefer Bluesliebe gekennzeichneter Stil setzte schon damals einen sehr persönlichen Akzent, den das Publikum frenetisch bejubelte. Jo gehörte stets zur „Stammbesetzung“ unseres Fabrik-Festivals, er war bei jedem Konzert dabei, bis er 2024 krankheitsbedingt nicht mehr teilnehmen konnte.
Jo Bohnsack war eine wahrhaft authentische Persönlichkeit, was er in seiner Musik zelebrierte, feierte er auch im Leben. Sylt bereicherte er durch seine Konzerte, zu denen er oft illustre Gäste einlud, vornehmlich die internationale Boogie Woogie-Szene. Viele dieser Musiker kamen so zum ersten Mal auf die Insel und Insulaner wie Kurgäste bekamen so die Gelegenheit, die Vielfalt dieser Musik zu erleben.
In den letzten beiden Jahren war Jo zunehmend durch seine schwere Erkrankung gezeichnet, die seine Kräfte langsam schwinden ließ. Seiner Liebe zum Blues- und Boogie-Spiel tat das keinen Abbruch, bis zuletzt zog ihn das Klavier an wie ein Magnet. Am 25. Oktober 2024 ist Jo Bohnsack in Westerland im Alter von 64 Jahren verstorben. Er hinterlässt eine große Lücke, sowohl als Musiker wie auch als Mensch. Er hat viele berührt, fröhlich gemacht und in seinem Groove mitgerissen. Du wirst fehlen, lieber Jo!
Axel Zwingenberger